Ausgabe Februar 2024

Das Ende der grünen Hegemonie?

Warum die Konservativen heute postmodern sind

Hubert Aiwanger bei der Kundgebung zum Heizungsgesetz im Juni 2023 in Erding. Für Rödder war diese Veranstaltung der »ikonische Kipppunkt der grünen Hegemonie«, 10.06.2023 (IMAGO / Stephan Görlich)

Bild: Hubert Aiwanger bei der Kundgebung zum Heizungsgesetz im Juni 2023 in Erding. Für Rödder war diese Veranstaltung der »ikonische Kipppunkt der grünen Hegemonie«, 10.06.2023 (IMAGO / Stephan Görlich)

Stehen wir vor einem politisch-kulturellen Paradigmenwechsel in der Bundesrepublik, geht eine „grüne Hegemonie“ zu Ende und damit zugleich die Postmoderne? Das jedenfalls ist die kernige These des Historikers und Leiters der rechtskonservativen Denkfabrik R21, Andreas Rödder, in seinem jüngsten Essay in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.[1] Bis September 2023 war er auch Vorsitzender der CDU-Grundwertekommission, bevor er für eine punktuelle Zusammenarbeit der Union mit der AfD plädierte und daraufhin von seinem Posten zurücktrat.

Nun spannt er den Bogen seiner ideengeschichtlichen Anzeige ganz weit. Er ordnet die aktuelle Lage in eine Hegemoniegeschichte der Bundesrepublik ein, in der große politisch-kulturelle Paradigmen einander ablösten: Einem modernisierungsideologischen Paradigma in den 1970er Jahren folgte eine neoliberale Marktideologie, die mit den Schröder-Regierungen zum Zuge kam und mit der Weltfinanzkrise von 2008 an ihre Grenzen geriet, um schließlich einem grünen Paradigma Platz zu machen, das nun durch einen Ausschlag des Pendels „nach rechts“ seinerseits vor der Ablösung stehe.

Den „ikonischen Kipppunkt der grünen Hegemonie“ macht Rödder bei der Kundgebung zum Heizungsgesetz im Juni 2023 in Erding aus. Sie wurde berühmt, weil Markus Söder hier ausgepfiffen wurde, während Hubert Aiwanger massiv auftrumpfte.

»Blätter«-Ausgabe 2/2024

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Donald Trump und die moderne Konterrevolution

von Bernard E. Harcourt

Mit einer Flut von Präsidialdekreten und Notstandserklärungen hat Donald Trump die Axt an den US-amerikanischen Regierungsapparat und die globale Ordnung gelegt. Er zerschlägt den Verwaltungsstaat, schließt Behörden und entlässt Bundesbedienstete.

Für Gott und gegen das Böse

von Carlotta Voß

Seit Putins Vollinvasion der Ukraine am 24. Februar 2022 ringt das demokratische Europa nicht nur mit diesem fundamentalen Angriff auf seine territoriale Integrität, sondern auch mit seiner Geschichtsphilosophie. Pflichtschuldig wird in politischen Reden eingestanden, man habe sich geirrt in der Überzeugung, die Zeitenwende von 1989 markiere ein „Ende der Geschichte“.