Zum israelbezogenen Antisemitismus an deutschen Universitäten

Bild: Die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands (JSUD) Hanna Velier bei einer Demonstration vor der Freien Universität in Berlin, 15.12.2023 (IMAGO / Emmanuele Contini)
Lahav Shapira studiert an der Freien Universität Berlin, der Hochschule, an der ich lehre. Er ist dort bekannt als jüdischer Aktivist, der sich gegen israelbezogenen Antisemitismus einsetzt. Diese Variante des Judenhasses wird seit dem 7. Oktober an allen Berliner Universitäten so lautstark und militant vertreten, dass sich manche jüdischen Kommilitonen nicht mehr auf den Campus trauen. An der Freien Universität etwa haben propalästinensische Aktivisten im Dezember einen Hörsaal besetzt und Israel das Existenzrecht abgesprochen. Shapira zählte zu denjenigen, die dies dokumentiert haben.
In der Nacht vom 2. auf den 3. Februar hat ein offenbar pro-palästinensischer Kommilitone Lahav Shapira nach einem verbalen Streit ins Gesicht geschlagen, die Nase und einen Knochen unter einem Auge gebrochen. Und dies war die erste schriftliche Reaktion aus dem Präsidium der Universität, an der Opfer und Täter eingeschrieben sind: „Wir sind tief betroffen. Die Freie Universität Berlin steht für Offenheit und Toleranz und distanziert sich von jeglicher Form von Hetze und Gewalt.“[1]
Fehlte da nicht etwas? Stellen wir uns vor, das Opfer wäre schwarz und der Täter weiß gewesen: Hätte da keiner das Wort „Rassismus“ vermisst? Wäre es hinnehmbar gewesen, diese Ursache der Gewalt und das offenkundige Motiv des Täters nicht zu benennen? Gegen jegliche Form von Hetze und Gewalt sind selbstverständlich alle, die guten Willens sind.