
Bild: Russ Buettner und Susanne Craig: Lucky Loser, Cover: Gutkind Verlag
Die Legende vom superreichen Selfmademilliardär ist ein Kernstück der opulenten Selbstinszenierung des Donald J. Trump. Viele seiner Geschäfte mit Immobilien, Lizenzen, auch seine Fernsehkarriere als Hire-and-Fire-König, beruhen auf der Story, dass Trump es ganz alleine geschafft habe, dank seines Geschäftssinns, seines Genies und anderer großer Gaben – dazu einem Quäntchen Fortune. Als ihn Hillary Clinton 2016 bei einem Wahlduell mit seinem ererbten Reichtum aufzog, sprach Trump in die Kameras: „Mein Vater gab mir einen ganz kleinen Kredit.“
Susanne Craig und Russ Buettner, Reporter der „New York Times“, haben sich viele Jahre durch das Trumpsche Finanzdickicht geschlagen. Schon 2018 veröffentlichten sie eine umfangreiche Recherche, für die sie mit ihrem Kollegen David Barstow tief in die Geldgeschichte des damals amtierenden Präsidenten vorgedrungen waren. Zentrale Erkenntnis damals: Sohn Donald hatte aus dem Immobilienimperium seines Vaters Fred mindestens 413 Mio. in heutigen Dollar bezogen, ein Großteil der Summe mit Hilfe von Steuervermeidungstricks in den 1990er Jahren. Das ist gewiss kein Kleinkredit.
Die Artikelserie bekam 2019 den „Pulitzer-Preis für erklärende Berichterstattung“. Im selben Jahr traf ich Buettner auf der 11. Weltkonferenz des investigativen Journalismus in Hamburg. Trump müsse einfach zurückschlagen, erklärte er mir hellsichtig, selbst wenn er weder Argumente noch Beweise vorbringen könne.