Ausgabe März 2025

Europas Stunde der Wahrheit

Warum Appeasement gegen Trump nicht weiterhilft

US-Vizepräsident J.D. Vance während seiner Rede bei der Münchener Sicherheitskonferenz, 17.2.2025 (IMAGO / Newscom / EyePress)

Bild: US-Vizepräsident J.D. Vance während seiner Rede bei der Münchener Sicherheitskonferenz, 17.2.2025 (IMAGO / Newscom / EyePress)

Schon nach wenigen Wochen der zweiten Amtszeit Donald Trumps ist eines überdeutlich: Es gibt einen fundamentalen Unterschied gegenüber der ersten Amtsperiode. Damals glaubte man, es mit einem normalen Regierungswechsel zu tun zu haben. Danach kam Joe Biden. Was wir jetzt erleben, geht weit darüber hinaus. Dieser Amtsantritt von Donald Trump ist mehr als ein Regierungswechsel. Er markiert eine Disruption. Trumps zweite Amtszeit zielt auf einen Systemwechsel. Das System des demokratischen Kapitalismus soll durch einen oligarchischen Monopolkapitalismus ersetzt werden. Darauf darf Europa nicht mit Appeasement reagieren. 

Bereits Trumps Inaugurationsrede in Washington war bemerkenswert. Trump kündigte den Beginn eines „goldenen Zeitalters“ an. Er beschimpfte sämtliche anwesenden Amtsvorgänger von Bill Clinton über Barack Obama bis zum Republikaner George W. Bush als „korrupte Eliten“. Er kündigte offen verfassungswidrige Dekrete an und versprach, das Territorium der USA erweitern zu wollen. Kurzum, es war die Rede eines „Diktators“ (Trump) im Rahmen einer demokratischen Machtübergabe im Mutterland der Demokratie. Doch wer gedacht hatte, dass dieser Vorgang bei den Vertretern „westlicher“ Werte einhellige Empörung auslösen würde, sah sich getäuscht. Das ganz große Geld hatte sich schon vorher Trump opportunistisch angedient. Neben Elon Musk gaben Mark Zuckerberg (Meta), Jeff Bezos (Amazon) und Satya Nadella (Microsoft) die Hofschranzen.

»Blätter«-Ausgabe 3/2025

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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