Ausgabe Juni 2025

Kanada: Trump rettet die Liberalen

Mark Carney, Premierminister Kanadas, 9.3.2025 (IMAGO / ZUMA Press)

Bild: Mark Carney, Premierminister Kanadas, 9.3.2025 (IMAGO / ZUMA Press)

Zum Jahresende 2024 lag die Konservative Partei Kanadas mit über 25 Prozentpunkten Vorsprung in den Umfragen scheinbar uneinholbar vor den regierenden Liberalen. Ministerposten wurden bereits verhandelt, Regierungspläne ausgearbeitet. Der liberale Premierminister Justin Trudeau hatte seine Popularität weitgehend eingebüßt; seine Minderheitsregierung wirkte nach drei Legislaturperioden erschöpft und sah dem Machtwechsel nahezu resigniert entgegen. Über zwei Jahre hinweg hatte Pierre Poilievre, der jugendlich wirkende und telegene Oppositionsführer der Konservativen, Trudeau aggressiv unter Druck gesetzt, ihn wiederholt persönlich attackiert und die öffentliche Debatte mit der Forderung nach Veränderung angesichts steigender Lebenshaltungskosten dominiert. Kurz: Die Liberalen schienen politisch am Ende.

Doch dann nahm eine dramatische Entwicklung ihren Lauf, die selbst für erfahrene Beobachter:innen kanadischer Politik Vergleichbares in der Geschichte des Landes sucht: Am 28. April 2025 gewannen die Liberalen überraschend die Parlamentswahl. Mit 43,8 Prozent der Stimmen und 169 von 443 Sitzen sicherten sie sich ihre vierte Amtszeit, – verfehlten jedoch knapp die absolute Mehrheit von 172 Mandaten. Mark Carney, der erst wenige Wochen zuvor auf Trudeau als Parteivorsitzenden und Premierminister gefolgt war, trat am Wahlabend selbstbewusst vor die Medien und versprach, in außergewöhnlichen Zeiten entschlossen die Interessen Kanadas zu vertreten.

»Blätter«-Ausgabe 6/2025

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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