
Bild: Protest in Santiago für die Aufklärung des Falls Julia Chuñil. Die Umweltschützerin, die sich für die Landrechte der indigenen Mapuche einsetzt, verschwand unter bislang ungeklärten Umständen, 8.6.2025 (IMAGO / Aton Chile)
Am 1. Juni hielt der chilenische Präsident Gabriel Boric zum letzten Mal seine jährliche Rede vor den beiden Parlamentskammern des südamerikanischen Landes, eine Tradition, die seit 1833 gepflegt wird. Nach dreieinhalb Jahren im Amt wirkte seine Rede bereits wie ein Abschied. Boric war im März 2022 mit dem Ziel angetreten, die Politik des Landes deutlich nach links zu verschieben und gesellschaftliche Konflikte zu lösen – darunter auch den jahrzehntelangen Landkonflikt mit der größten indigenen Minderheit Chiles, den Mapuche.
Nach Jahren der Auseinandersetzungen zwischen Mapuche, europäischen Siedler:innen und Forstunternehmen präsentierte Boric nun seinen Lösungsvorschlag: die Umsetzung der Empfehlungen der „Kommission für Frieden und gegenseitiges Verständnis“, die Mitte Mai ihren Abschlussbericht vorgelegt hatte. Zentrales Element ist ein Fonds in Höhe von vier Mrd. US-Dollar, aus dem Ländereien angekauft und an die von dort ab Mitte des 19. Jahrhunderts vertriebenen Mapuche zurückgegeben werden sollen. Dies, so Boric, sei ein Schritt auf dem Weg zu einem „geeinten, inklusiven und gerechten Vaterland“.
Der Plan klingt einfach, die Realität aber ist weitaus komplexer, als es der Präsident darstellt.