Ausgabe August 2025

Dysfunktionale Demokratie

Wie Politik sich gegen Alternativen zu immunisieren versucht

Symbolbild: Justizia (@apohlenz via unsplash.com)

Bild: Symbolbild: Justizia (@apohlenz via unsplash.com)

Demokratisch regierte Gemeinwesen sind Autokratien nicht notwendigerweise in allen Belangen überlegen. Das ist in der Demokratieforschung hinlänglich bekannt. Gleichzeitig wird aber oft betont, dass Demokratien ihre Gegenstücke in einer Hinsicht weit übertreffen: Aufgrund ihrer inhärenten Korrekturmechanismen sind sie besser als Autokratien in der Lage zu lernen, Schwachstellen zu erkennen und zu beheben, Fehlentscheidungen zu korrigieren und sich an veränderte interne und externe Bedingungen anzupassen. Inzwischen müssen wir uns aber fragen, ob Demokratien Gefahr laufen, ihren Intelligenzvorsprung im Wettbewerb mit ihren autokratischen Rivalen zu verlieren. 

Aus mindestens drei Gründen sehen wir die heutigen Demokratien in ihrer Lern-, Reaktions- und Anpassungsfähigkeit herausgefordert: Zum Ersten machen die gewaltigen Herausforderungen im Anthropozän[1] der Anpassungsfähigkeit von Demokratien schwer zu schaffen. Fundamentale Veränderungen der menschlichen Existenz werfen die Frage auf, ob das Anthropozän Demokratinnen und Demokraten nervös machen sollte.[2] Anders gefragt: Können die heutigen Demokratien völlig neuartigen Bewährungsproben begegnen und dabei ihr eigenes Überleben sichern? Das ist alles andere als ausgemacht. Zum Zweiten haben sich in jüngerer Zeit auch Autokratien als äußerst anpassungsfähige politische Regime erwiesen.

»Blätter«-Ausgabe 8/2025

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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