Ausgabe November 2025

Klima vor dem Kollaps?

Mit positiven Kipppunkten das Schlimmste verhindern

Arbeiter in der chinesischen Kubuqi-Wüste auf einer riesigen Solarfarm, 10.9.2025 (IMAGO / Xinhua)

Bild: Arbeiter in der chinesischen Kubuqi-Wüste auf einer riesigen Solarfarm, 10.9.2025 (IMAGO / Xinhua)

Es war ein Paukenschlag, als Ende September zwei ehrwürdige Fachgesellschaften eine gemeinsame Warnung abgaben: Die Erderhitzung beschleunige sich und könnte schon zur Mitte des Jahrhunderts drei Grad Celsius gegenüber vorindustriellem Niveau erreichen. Bisher hatte die Klimaforschung diesen Punkt eher Ende des Jahrhunderts verortet. Dies sei zwar ein Worst-Case-Szenario, stellten die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) und die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) fest, aber eines, das durchaus möglich sei. „Wir fliegen aus der Klimakurve“, erklärte Frank Böttcher, der DMG-Vorsitzende. Andere Experten auf dem Feld bewerteten dieses Szenario umgehend als relativ unwahrscheinlich, dafür müssten schon die pessimistischsten Annahmen zu Wolken, Luftschadstoffen und Klimasensitivität eintreffen. Aber auszuschließen sei das Szenario eben auch nicht.

Im Grunde ist es schon bemerkenswert genug, dass über das Drei-Grad-Szenario überhaupt diskutiert wird – egal ob für Mitte oder Ende des Jahrhunderts. Denn im Pariser Klimavertrag hatten sich die Länder der Welt vor zehn Jahren ja zu einer Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius verpflichtet. Aus gutem Grund: Darüber hinaus beginnen Temperaturen, die der Homo sapiens nie erlebt hat. Ein im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlicher Bereich für unsere Art, der ihre Anpassungsfähigkeit in großen Teilen der Welt übersteigen dürfte.

»Blätter«-Ausgabe 11/2025

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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