Ausgabe April 2015

Das Opfer und das Geld

„Philosophie des Geldes“ – der Titel ist eigentlich schon belegt durch das große Werk von Georg Simmel. Doch der Philosoph Christoph Türcke hat keine falsche Ehrfurcht vor Autoritäten, schnappt sich den Titel des berühmten Vorgängers, macht ihn zum Untertitel und verspricht im Titel keck „Mehr!“ Der Mann hat Chuzpe, keine Frage. Türcke will das Geld aus seiner Herkunft erklären, er schreibt also eigentlich eine Herkunftsgeschichte des Geldes: Philosophie als Genealogie. Wer da wiederum an einen berühmten Vorgänger denkt, dem macht Türcke gleich im ersten seiner sechs Exkurse klar, dass er einen anderen Weg geht als Friedrich Nietzsche, der in seiner „Genealogie der Moral“ die Herkunft der religiösen Schuld aus den ökonomischen Schulden ableitete.

Türcke sieht den Zusammenhang andersherum: Am Anfang war das Menschenopfer und damit die religiöse Schuldbearbeitung – dies sei die erste Form der Zahlung gewesen. Damit folgt Türcke der Spur von Bernhard Laum, der in seinem Buch „Heiliges Geld“ die Herkunft des Geldes aus dem griechischen Opferkult erklärt. Nur verlängert Türcke die Perspektive buchstäblich bis in die Anfangsgründe der Menschheit: Die ersten Hominiden hätten Menschenopfer dargebracht, um die Schrecken der Natur zu bannen.

Sie haben etwa 14% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 86% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Dividenden statt Investitionen

von Aurora Li, Michael Peters, Uwe Zöllner

Ob bei der Wasserversorgung, in der Pflege oder im Gesundheitssektor: Bereits seit einigen Jahrzehnten kommt es selbst in systemrelevanten Bereichen immer wieder zu Privatisierungen – bei denen die kurzfristige Gewinnmaximierung zugunsten der Investoren oftmals das Geschäft bestimmt.

Von der Silicon Valley Bank zur Credit Suisse: Finanzmarktkrise 2.0?

von Rudolf Hickel

Fünfzehn Jahre nach der Finanzmarktkrise, die im September 2008 durch die Lehman-Pleite ausgelöst wurde und die Weltwirtschaft beinahe zum Absturz brachte, drohen erneut massive Turbulenzen im Kasinokapitalismus. In den USA erschütterte der Crash eines zuvor ziemlich unbekannten regionalen Spezialinstituts, der Silicon Valley Bank (SVB), die Finanzmärkte.