Ausgabe März 2015

Nahost: Der unlösbare Knoten

Im Frühjahr 2003 schickte der damalige US-Präsident George W. Bush amerikanische Truppen in den Irak, die dem Land einen Regimewechsel und eine demokratische Ordnung bescheren sollten. Knapp zwölf Jahre später wütet in Teilen des angeblich befreiten Irak das Hinrichtungsschwert einer scheinbar aus dem Nichts gekommenen Terrorgruppe namens „Islamischer Staat“ (IS). Im Februar dieses Jahres verbrannten die Mörder des IS den jordanischen Piloten Moaz al-Kassasbeh. Daraufhin ließ Jordanien zwei seit Jahren zum Tode verurteilte Dschihadisten aufhängen. Der neue Krieg im Nahen Osten wird mit archaischen Methoden geführt – mit Schwert, Feuer und mit dem Galgen.

Nur wenige Tage vor der Ermordung des jordanischen Piloten waren Staatsfrauen und -männer aus aller Welt nach Paris gereist, um der Opfer des Attentats auf das Satiremagazin „Charly Hebdo“ und der Toten des Anschlags auf einen jüdischen Supermarkt zu gedenken. Kurz darauf trafen sich Abgesandte derselben Länder in Riad, um Saudi-Arabien zum Ableben von König Abdullah zu kondolieren. Der enge zeitliche Zusammenhang der Morde von Paris, des Mordes am jordanischen Piloten, des Todes des saudischen Königs sowie der Reisen hochrangiger Politikerdelegationen nach Paris und Riad ist zwar zufällig, der politische Kontext ist jedoch evident.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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