Ausgabe März 2015

Nahost: Der unlösbare Knoten

Im Frühjahr 2003 schickte der damalige US-Präsident George W. Bush amerikanische Truppen in den Irak, die dem Land einen Regimewechsel und eine demokratische Ordnung bescheren sollten. Knapp zwölf Jahre später wütet in Teilen des angeblich befreiten Irak das Hinrichtungsschwert einer scheinbar aus dem Nichts gekommenen Terrorgruppe namens „Islamischer Staat“ (IS). Im Februar dieses Jahres verbrannten die Mörder des IS den jordanischen Piloten Moaz al-Kassasbeh. Daraufhin ließ Jordanien zwei seit Jahren zum Tode verurteilte Dschihadisten aufhängen. Der neue Krieg im Nahen Osten wird mit archaischen Methoden geführt – mit Schwert, Feuer und mit dem Galgen.

Nur wenige Tage vor der Ermordung des jordanischen Piloten waren Staatsfrauen und -männer aus aller Welt nach Paris gereist, um der Opfer des Attentats auf das Satiremagazin „Charly Hebdo“ und der Toten des Anschlags auf einen jüdischen Supermarkt zu gedenken. Kurz darauf trafen sich Abgesandte derselben Länder in Riad, um Saudi-Arabien zum Ableben von König Abdullah zu kondolieren. Der enge zeitliche Zusammenhang der Morde von Paris, des Mordes am jordanischen Piloten, des Todes des saudischen Königs sowie der Reisen hochrangiger Politikerdelegationen nach Paris und Riad ist zwar zufällig, der politische Kontext ist jedoch evident.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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