Ausgabe Juli 2016

Getrennte Welten: Juden in Berlin

In den letzten Monaten machte die jüdische Gemeinschaft in Deutschland in zweierlei Hinsicht von sich reden. Zum einen attackierte der Zentralrat der Juden Pegida und AfD wiederholt wegen ihrer intoleranten Haltungen gegenüber religiösen Minderheiten. Gleichzeitig äußerte er die Befürchtung, dass der Antisemitismus hierzulande durch die wachsende Zahl arabischer Flüchtlinge anwachsen könnte.

Zum anderen geriet die Jüdische Gemeinde zu Berlin in den Fokus der Aufmerksamkeit. In der mit 10 000 Mitgliedern größten jüdischen Gemeinde Deutschlands wurden im vergangenen Dezember die Mitglieder der Repräsentantenversammlung neu gewählt. Allerdings verlief die Wahl höchst unsauber und wird deshalb bis heute von der Opposition angefochten.[1] Vom Gemeindevorsitzenden Gideon Joffe, der für weitere vier Jahre im Amt bestätigt wurde, gibt es hierzu keinerlei offizielle Verlautbarungen. Dies entspricht seiner Intention, die Gemeinde dem Blick der Öffentlichkeit zu entziehen und deren Veranstaltungen in Richtung einer Spaßgesellschaft umzufunktionieren. Die Sitzungen des Gemeinderates, die ehemals vor Publikum nachgerade preußisch zelebriert wurden, finden heute hinter verschlossenen Türen statt.

Auch die gut besuchten Jüdischen Kulturtage, die der Berliner Senat bislang großzügig unterstützte, fielen im vergangenen Jahr aus.

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