Südafrika nach der Freilassung Nelson Mandelas
Ironie der Geschichte oder Paradoxie sind milde Bezeichnungen für die Szenen, die sich am Nachmittag des 11. Februar vor den Toren des Victor-Verster-Gefängnisses in der südafrikanischen Provinzstadt Paarl abspielten. Angehörige eben jener Polizei, die Nelson Mandela 1962 monatelang als „Terroristen" gejagt hatte, fuhren Motorradeskorte für den nach 27 Jahren freigelassenen Führer der Befreiungsbewegung ANC (African National Congress) - nicht zuletzt, um ihn vor Anschlägen faschistischer Weißer zu schützen. Und: Südafrikas Fernsehen übertrug die historischen Bilder live - nachdem seit 1964 kein Bild des berühmtesten Gefangenen der Welt hatte gezeigt werden dürfen. Zur gleichen Zeit knüppelten und schossen ihre Kollegen auf schwarze Jugendliche, deren Euphorie und Ungeduld sich im Einschlagen von Schaufenstern entladen hatte. Mindestens vierzehn Menschen starben - Eigentum gilt in Südafrika immer noch mehr als ein Menschenleben, zumal ein „schwarzes".
Momente von hohem Symbolwert. Eine Situation, von der Mandela in seiner ersten öffentlichen Rede seit 1961 sagte, sie sei von entscheidender Bedeutung: „Wir rufen unser Volk auf, diese Gelegenheit zu ergreifen, damit der Prozeß hin zur Demokratie rasch und ohne Unterbrechungen verläuft." (Vgl. den Wortlaut der Rede im Dokumententeil.