Ein Brief an Irene Runge
Ein Brief an Irene Runge
Von Michael Benjamin In der August-Ausgabe der "Blätter" veröffentlichten wir den Beitrag der Ostberliner Publizistin und Mitherausgeberin unserer Zeitschrift Irene Runge über "Die Grauzone des Wartens: Zur jüdischen Selbstfindung auf deutschem Boden". Der Beitrag hat Resonanz gefunden. Irene Runge stellte uns die folgende Zuschrift zur Verfügung, die sie von Michael Benjamin erhielt. Der Autor, Sohn der DDR-Justizministerin Hilde Benjamin und Neffe des Philosophen und Essayisten Walter Benjamin, ist Professor für Staatsrecht und lehrt z.Z. in Moskau. Sein Beitrag formuliert zwei Thesen: Judentum sei Privatsache zum einen, und die unentrinnbare Doppelexistenz, Jude und Deutscher zu sein. D. Red. Liebe Irene Runge, das Thema "Selbstverständnis der Juden in der DDR" ist mit einem Essay gewiß noch nicht erledigt - auch wenn es nun fast schon ein historisches Thema geworden ist. Deshalb möchte ich dazu auch einige sehr persönliche und unwissenschaftliche Bemerkungen loswerden. Mir scheint, daß man, wenn man über dieses Thema reflektiert, die unterschiedliche Situation der überlebenden deutschen Juden berücksichtigen müßte.