Ausgabe Oktober 1990

Gnade der anderen Geburt?

Ein Brief an Irene Runge

Ein Brief an Irene Runge

Von Michael Benjamin In der August-Ausgabe der "Blätter" veröffentlichten wir den Beitrag der Ostberliner Publizistin und Mitherausgeberin unserer Zeitschrift Irene Runge über "Die Grauzone des Wartens: Zur jüdischen Selbstfindung auf deutschem Boden". Der Beitrag hat Resonanz gefunden. Irene Runge stellte uns die folgende Zuschrift zur Verfügung, die sie von Michael Benjamin erhielt. Der Autor, Sohn der DDR-Justizministerin Hilde Benjamin und Neffe des Philosophen und Essayisten Walter Benjamin, ist Professor für Staatsrecht und lehrt z.Z. in Moskau. Sein Beitrag formuliert zwei Thesen: Judentum sei Privatsache zum einen, und die unentrinnbare Doppelexistenz, Jude und Deutscher zu sein. D. Red. Liebe Irene Runge, das Thema "Selbstverständnis der Juden in der DDR" ist mit einem Essay gewiß noch nicht erledigt - auch wenn es nun fast schon ein historisches Thema geworden ist. Deshalb möchte ich dazu auch einige sehr persönliche und unwissenschaftliche Bemerkungen loswerden. Mir scheint, daß man, wenn man über dieses Thema reflektiert, die unterschiedliche Situation der überlebenden deutschen Juden berücksichtigen müßte.

Oktober 1990

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Ostdeutschland

Rechte Gewalt, leere Kassen: Ostdeutsche Zivilgesellschaft unter Druck

von Elisa Pfleger

In der Bundespolitik ist das Entsetzen über den Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl noch immer groß. In allen ostdeutschen Flächenländern und in 43 von 48 Wahlkreisen wurde die in weiten Teilen rechtsextreme Partei stärkste Kraft, in Görlitz und im Kreis Sächsische-Schweiz-Osterzgebirge erhielt sie beinahe 50 Prozent der Stimmen.