Ausgabe September 1990

Die Deutschen - Auf dem Weg in die Zivilgesellschaft?

Die Situation der Deutschen nimmt sich im Sommer 1990 auf den ersten Blick hin beruhigend aus. Von einem Kalten Krieg kann in Europa keine Rede mehr sein; die Wiederherstellung eines einheitlichen deutschen Nationalstaates findet im Grundsatz Zustimmung auch bei den Mächten, die im Krieg mit Hitler-Deutschland Sieger waren und demzufolge nach 1945 im besetzten deutschen Territorium die politische Verantwortung übernehmen mußten; eine Politik der Rüstungsbeschränkung und der Abrüstung scheint gerade im europäischen Rahmen realistisch zu sein, auch so, daß sie die Furcht vor einer erneuten deutschen militärischen Machtpolitik wegnimmt.

Die deutsch-deutsche Währungs- und Wirtschaftsunion wird zwar im Territorium der DDR massive soziale Probleme aufwerfen, aber selbst diese stellen die Tragfähigkeit des ökonomischen Systems in Deutschland nicht in Frage; es ist nicht zu befürchten, daß die westdeutsche Wirtschaft ihren Rang im Weltmarkt verlieren und Gesamtdeutschland materiell ins Elend stürzen könnte. Politisch besteht in Deutschland eine deutliche Mehrheit für einen liberalen Rechtsstaat; die rechtsextreme Partei der "Republikaner" hat an Wählerschaft eingebüßt.

September 1990

Sie haben etwa 6% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 94% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema