Während der Golfkonflikt Mitte August auf den point of no return zusteuerte ("heiliger Krieg" vs. "Kreuzzug der zivilisierten Welt"), präsentierten sich NATO-Außenminister und -Generalsekretär bei ihrem Brüsseler Krisen-tete-?-tete vor laufenden Kameras als launige Strahlemänner. Mit gutem Grund.
Denn das westliche Bündnis scheint auf dem besten Wege, seine tiefe Sinnkrise nach dem Ende des Kalten Krieges dank des Glücksfalls Irak zu überwinden - und das unter denkbar günstigen Bedingungen.
Glücksfall Irak
Zunächst einmal läßt sich kaum ein handlicheres Feindbild denken. Der irakische Diktator ist dem politischen Durchschnittskonsumenten in Amerika und Westeuropa in erster Linie f r e m d, wie die Al Sauds, Arafats, Khomeinis und Gaddafis (einen schönen Versuch, die Region "weit hinten" den hiesigen Menschen nahezubringen, unternahm das ZDF-heute journal: "In Arabien ist freitags Sonntag."). Und er hatte schon vor dem casus belli Kuwait ein beträchtliches Sündenregister angehäuft: der Überfall auf Iran, der ihm (getreu dem Grundsatz Der Feind meines Feindes...) erst gegen Ende des Golfkriegs angelastet wurde, vor allem aber der Einsatz von Giftgas gegen die kurdische Bevölkerungsminderheit des Irak. Saddam Hussein - ein echter outcast der Weltgemeinschaft.