Mein Beitrag ist faktisch überflüssig geworden, denn ich stimme fast Wort für Wort dem zu, was Peter Bender im Maiheft dieser Zeitschrift (S. 585-587) zum Thema geschrieben hat.
So möchte ich Benders zentralen Thesen - "Ein Lastenausgleich wäre die beste Vereinigungspolitik." und "Die wichtigste Begründung heißt Solidarität." - nur einige persönliche Bemerkungen hinzufügen. Seit den Moskauer Schauprozessen war und blieb ich Antikommunistin, auch als das in den linken Kreisen, zu denen ich gehöre, nicht Mode war. Als die Parole in der DDR nicht mehr "Wir sind das Volk", sondern "Wir sind e i n Volk" lautete und das politische Barometer die Vereinigung Deutschlands anzeigte, empfand ich mich in diesem Land als eine "misplaced person". Ich stamme nicht aus Deutschland, sondern aus dem alten Habsburgerreich, viele meiner Verwandten sind von Deutschen und Österreichern ermordet worden, ich habe während der Zeit des Nationalsozialismus und des Austrofaschismus jahrelang in England gelebt.
Mit meinem Lebensgefährten Willi Eichler ging ich Anfang 1946 nach Deutschland und wollte mich dort am Aufbau der Demokratie beteiligen. Es wurde mir nicht schwergemacht, dabei meinen Platz, Tätigkeiten und gute Freunde zu finden. Im Herbst 1989 befürchtete ich, von einer Lawine nationalistischer Euphorie erstickt zu werden.