Zur Reorganisation der Gedenkstätte Buchenwald
"Suchet der Stadt Bestes."
Motto des ersten Friedensgebetes am 4. Oktober 1989 in Weimar
Mit der deutschen Vereinigung ist für das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus eine neue Situation entstanden, denn zwischen die nationalsozialistische Vergangenheit und die bundesrepublikanische Gegenwart schiebt sich in der öffentlichen Wahrnehmung die politisch-moralische Aufarbeitung der DDR-Geschichte. Diese Problemlage konkretisiert sich im Konflikt um die Reorganisation der KZ-Gedenkstätten in den neuen Bundesländern, auf deren Gelände sich in der Nachkriegszeit sowjetische Internierungslager befanden, als Notwendigkeit einer vergleichenden Darstellung der historischen Vorgänge in beiden Diktaturen. Der Diskurs über die "doppelte Vergangenheit" trifft dabei auf die Probleme institutionellen Wandels zwischen administrativer Abwicklungsstrategie und lebensweltlicher DDR-Nostalgie. Am Beispiel der Umgestaltung der Gedenkstätte Buchenwald sollen die aus dieser Konstellation resultierenden Bedingungen für historische Sinnbildung im Prozeß der gesellschaftlichen Integration des vereinigten Deutschlands untersucht werden 1).