Amerikanische Menschenversuche im Kalten Krieg
Eine unappetitliche amerikanische Redewendung: "To open a can of worms." Wer eine "Würmerdose" aufmacht, deckt Mißstände auf und ist dann nicht mehr in der Lage, die Konsequenzen zu kontrollieren; es kommt unerwartet viel ans Tageslicht. Die amerikanische Energieministerin Hazel O'Leary hat eine solche "can of worms" geöffnet, als sie im Dezember vergangenen Jahres bekanntgab, USWissenschaftler hätten im Auftrag des Verteidigungsministeriums und der Atomaren Energiekommission (AEC, Vorläuferin des Energieministeriums) bis in die 70er Jahre hinein Menschenversuche mit Röntgenstrahlen, Plutonium, Strontium-85 und anderen radioaktiven Stoffen durchgeführt: Da man für einen Atomkrieg gerüstet sein wollte, mußte man wissen, wie Radioaktivität auf den menschlichen Körper wirkt. Bei anderen Experimenten wurden radioaktiv "angereicherte" Speisen und Medikamente zur "zivilen" Forschung ahnungslosen Versuchspersonen verabreicht beispielsweise um herauszufinden, wie der Körper bestimmte Minerale verarbeitet.
Eine Artikelserie in der Tageszeitung "Albuquerque Tribune" (New Mexico) von Mitte November 1993 habe sie auf die Menschenversuche aufmerksam gemacht, erklärte O'Leary auf ihrer Pressekonferenz, wo sie auch 204 bisher geheimgehaltene amerikanische Kernwaffentests zwischen 1963 und 1990 bestätigte 1).