Ausgabe Juli 1994

Wie stark ist das innerdeutsche Produktivitätsgefälle?

Die tibetanischen Gebetsmühlen rotieren allerorts in Deutschland: die Löhne und erst recht die ständigen Lohnforderungen aus den neuen Bundesländern sind zu hoch. Begründung: die Produktivität in Ostdeutschland ist viel zu niedrig. Wieviel Lohn man nach Hause trägt, weiß jeder selbst, aber wie ist es mit der Produktivität bestellt? Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gibt Auskunft. Für 1993 berechnete es, daß der Durchschnittserwerbstätige Ost nur 45,8% der Leistung seines Westkollegen erreicht 1). 97 700 DM Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigem im früheren Bundesgebiet stehen nur klägliche 44 800 DM an entsprechender Leistungskraft in den neuen Bundesländern gegenüber. Arbeitsproduktivität ist nach dem allgemeinen ökonomischen Verständnis das Verhältnis von durchschnittlicher Ausbringungsmenge zum Arbeitseinsatz pro Periode.

Nach diesen Berechnungen müßte ein Bauarbeiter Ost für die Herstellung einer Wohnung im Jahre 1993 beispielsweise 220 Stunden benötigen, sein Kollege aus Westdeutschland würde die gleiche Wohnung in genau 100 Stunden schaffen.

Juli 1994

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Rechte Gewalt, leere Kassen: Ostdeutsche Zivilgesellschaft unter Druck

von Elisa Pfleger

In der Bundespolitik ist das Entsetzen über den Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl noch immer groß. In allen ostdeutschen Flächenländern und in 43 von 48 Wahlkreisen wurde die in weiten Teilen rechtsextreme Partei stärkste Kraft, in Görlitz und im Kreis Sächsische-Schweiz-Osterzgebirge erhielt sie beinahe 50 Prozent der Stimmen.