Zu dem Thema "Der Irrweg des Nationalismus" möchte ich am Anfang auf Immanuel Kant rekurrieren, der in einer seiner nachgelassenen, handschriftlichen Notizen über die Bedeutung der Vernunft schrieb und meinte, sie verhindere, daß wir unseren Instinkten und damit auch den nationalen zu sehr nachgäben. Er schreibt weiter: "Um deswillen ist dieser Nationalwahn auszurotten, an dessen Stelle patriotism und cosmopolitism treten muß." Nun wären das Begriffe als Basis für die staatliche Ordnung, die einem gut gefallen könnten, aber es hat den Eindruck, als ob wir in Deutschland und in ganz Europa wieder in eine andere Richtung gingen.
Ich will, damit ich nicht mißverstanden werde, gleich am Anfang Vorbehalte machen: Es geht nicht um eine Diskriminierung oder eine Abwertung des Nationalen. Es geht um die Frage: Auf welchem Fundament ist unser Staat aufgebaut und wie sieht letztendlich die europäische und auch die globale Ordnung aus, die Weltfriedensordnung, die wir anstreben? Selbstverständlich bin ich Deutscher; ich will nicht sagen, daß ich Deutschland liebe, aber ich liebe seine Berge, seine Dome, seine Landschaften, ich liebe vor allem seine Sprache. Die Deutschen haben eine gemeinsame Geschichte, die unverwechselbar ist und die ich zusammen mit anderen habe, die dieselbe Sprache sprechen. Das alles kann nicht geleugnet und darf auch nicht geleugnet werden.