Die Abstimmung im amerikanische Kongreß über die von Präsident Clinton veranlaßte Gesetzesinitiative, die die Einrichtung eines staatlich moderierten Nationalen Gesundheitssystems vorsieht, ist vorerst bis nach den Kongreßwahlen im Herbst verschoben. Wie kein zweiter Anlaß in der jüngeren amerikanischen Geschichte mobilisiert dieses Reformvorhaben sich bedroht fühlende Interessengruppen und entsprechende Lobbygelder. Eine beispiellose Medienkampagne zur Verhinderung des Clinton-Plans setzte bereits beim Bekanntwerden des Vorhabens die Gesundheitsindustrie in Gang. Soweit die gewöhnliche Rationalität einer pluralistischen Gesellschaft, in der eben ökonomische Interessengruppen ihre Pfründe verteidigen.
Die Kampagnen, die gegenwärtig gegen den 42. US-Präsidenten Bill Clinton und seine Frau Hillary geführt werden, gehen aber weit über die Gegenwehr alarmierter Pharmaindustrieller und Versicherungstycoone hinaus. Sie erfassen die Denk- und Schaltzentralen des konservativen Lagers. Der politische Publizist George F. Will, dessen Kommentare stets eine faszinierende Lektüre sind, weil er nicht nur die konservativen Parolen ausgibt, sondern sie häufig auch gleich für den mitlesenden Zeithistoriker strategisch erläutert, hat die tieferen Gründe für den konservativen Feldzug gegen die Clintons kürzlich in einer seiner Kolumnen offenbart.