Als das Großdeutsche Reich endlich besiegt war und die halbe Welt voller Verachtung auf eine Nation blickte, die die Schuld ungeheuerlicher Verbrechen auf sich geladen hatte, suchten diejenigen, in deren Namen diese Verbrechen begangen worden waren, um die Schande zu mindern, nach den Strohhalmen, mit deren Hilfe sie hofften, sich ins Reich der Moral retten zu können. Es mußte doch noch etwas anderes gegeben haben als den Jubel über die braune Diktatur oder die gehorsame Unterwerfung unter deren Bedingungen, nicht nur den Staat der braunen Batallione, der Gestapo und der Waffen-SS, sondern ein anderes Deutschland, ein besseres Deutschland, bessere Deutsche eben. Die hat es in der Tat gegeben, vor allem in der Emigration, aber auch mitten im Lande der Unmenschlichkeit. Systemgegner, Widerständler, Verweigerer. Nur Kommunisten durften sie nicht gewesen sein, möglichst auch keine Einzeltäter wie Georg Elser oder der unglückliche Schweizer Bavaud, dem kalt war in Brandenburg. Die wurden so schnell vergessen oder übersehen wie der gesamte proletarische Widerstand. Es wurde alles reduziert auf die Geschwister Scholl und die Offiziere des 20. Juli, die ein elendes Ende gefunden hatten.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.