Die Diskussion über die Möglichkeiten oder Gefahren einer multikulturellen Einwanderungsgesellschaft sollte auch das Beispiel Australien auswerten. Oft wird mit dem Hinweis auf ethnischen Separatismus in den USA oder gar auf den bosnischen Bürgerkrieg die Unmöglichkeit des Multikulturalismus belegt.
Doch hat Australien mit fast fünf Jahrzehnten einer systematischen Einwanderungspolitik hauptsächlich gute Erfahrungen gemacht. Das australische Beispiel bestätigt, was Klaus J. Bade ohne direkten Bezug auf Australien ausführt: Multikulturalismus sollte ganz nüchtern verstanden werden "als Leitmotiv sozialen Handelns und nicht als sozialromantische Ersatzreligion" (Bade 1993, S. 808), wobei "klare Optionen der Einwanderungspolitik" (S. 811) die Voraussetzung für jedes Gelingen darstellen. Seit 1947 betreibt Australien ein massives Einwanderungsprogramm, seit den 70er Jahren ging das Land ab von einer Strategie des Assimilationsdruckes zugunsten eines integrativen Multikulturalismus. Sollte das nicht auch in Deutschland möglich sein? Der Hinweis darauf, daß Australien ein "klassisches Einwanderungsland" ist, beweist wenig, denn auch der fünfte Kontinent hat eine Geschichte von Ethnozentrismus, Rassismus und rassistischer Einwanderungspolitik, die in langwierigen Lernvorgängen überwunden wurden.
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