Die Weltorganisation und die Friedenssicherung
Im fünfzigsten Jahr seines Bestehens ist das UN-System für Friedenssicherung durch den bewaffneten Konflikt im ehemaligen Jugoslawien in eine komplizierte Krise geraten. Sie ist aber nicht nur kompliziert, sondern gleichzeitig auch signifikant.
Denn sie zeigt, daß die sie kennzeichnenden Probleme systemimmanent sind. Gegenwärtig ist vielfach zu hören, die UNO habe bei der Friedenssicherung im ehemaligen Jugoslawien versagt. Diese Annahme verbreitet sich teils aus Unkenntnis des Innenlebens der Weltorganisation, teils wird sie absichtsvoll aus nationalen machtpolitischen Überlegungen gestreut. Sie geht freilich insofern fehl, als es "die UNO" als einen fortdauernd und nach einheitlichen Regeln verläßlich handelnden Organismus weder gibt noch geben kann.
Grundlagen
Die UNO war 1945 aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges und aus dem Erkenntnisstand sowie dem Geist der damaligen Zeit entstanden. Sie war geschaffen worden, um, wie es im ersten Satz ihrer Charta heißt, "künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat".