Ausgabe August 1996

Krieg und Frieden im ehemaligen Jugoslawien.

Genetische Sauberkeit, ethnische Vitalität. Zur Konstruktion nationalistischer Mythen

Ein Friedensforum des WDR *)

Von Marina Achenbach Erst seit Dayton gibt es die Möglichkeit, den Frieden im ehemaligen Jugoslawien wieder zu denken. Bis dahin trat er fünf Jahre lang nur als Utopie auf. Wobei es zu den vielen Rätseln des Geschehens gehörte, warum kein Friedenskonzept griff. Ein Grund war klar: die Personen, mit denen verhandelt wurde, waren wenig geeignet für den Frieden. Ihre Macht war zu sehr mit dem Krieg verbunden, zumindest mit dem nationalistischen Staat, der sich der jeweils "anderen" entledigt. Seit die "Kriegsherren" doch ihre Unterschriften unter das Friedensabkommen gesetzt haben, wissen wir, mit welchen Größen und welchen Unbekannten zu rechnen ist. Das Bild eines möglichen friedlichen Lebens bekommt wieder gewisse Konturen. Die bisherigen Figuren sind noch übriggeblieben, den vorliegenden Friedensplan werden sie nur widerstrebend verwirklichen. Die Wahlen im September werden sie bestätigen. Aber doch nicht alle. Es werden neue Figuren auf der politischen Bildfläche erscheinen, auch wenn die Oppositionsparteien kaum ihren Wahlkampf führen können. Wird endlich ein Friedenswunsch von unten relevant werden? Mit wem ist es von nun an sinnvoll, über den künftigen Frieden nachzudenken? Redakteure und Redakteurinnen aus den WDR-Abteilungen Forum Europa und Kultur und Gesellschaft kamen zu dem Schluß, daß sie erneut auf die Suche nach entsprechenden Kräften und Personen gehen wollen.

August 1996

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