Ausgabe November 1996

Kabul: Schüler an die Macht

"Es ist als besitze man eine Rose. Man gibt ihr Wasser und hält sie zuhause, um sie zu betrachten und an ihr zu riechen. Es wird nicht erwartet, daß man sie außer Haus gibt und jedermann unter die Nase hält." Taleban-Erziehungsminister Sayed Ghiasuddin zur Rolle der Frau 1) Machtwechsel auf afghanisch folgen einer eigenartigen Regel: Nicht nur das Personal wechselt; die Nachfolger legen im Vergleich mit ihren Amtsvorgängern auch in puncto Despotie und ideologischer Unterfütterung ordentlich nach. Das demonstriert die Herrschaftsgeschichte der Demokratischen Volkspartei des Landes. Und auch die ihr nachfolgenden diversen heiligen Krieger können in dieser Hinsicht locker mithalten. Im Frühjahr 1978 kam nach einem Militärputsch, der wenig später zur Aprilrevolution schöngeredet wurde, die Demokratische Volkspartei an die Macht. Ihr Führer Nur Mohammad Taraki wurde Präsident. Hafizullah Amin ließ Taraki im Herbst 1979 umbringen.

Der ohnehin beachtliche Apparat staatlicher Unterdrückung mutierte zu einem Terrorregime reinsten Wassers.

November 1996

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