Nationalgeschichte, Demokratie und Internationalisierung in Deutschland
„Wer sich der Vergangenheit nicht erinnern kann, ist verdammt, sie zu wiederholen." Dieser berühmte Aphorismus von George Santayana erfaßt einen wichtigen Punkt im Verhältnis zwischen Lernen aus der Geschichte und politischem Handeln. Er ist jedoch anfechtbar. Obgleich weniger prägnant und daher wohl keinem von uns heute mehr geläufig, hätte er anders formuliert werden können - etwa folgendermaßen: „Wer sich mit der Geschichte befaßt, kann aus ihr lernen und ist somit vermutlich weniger anfällig, deren dunkle Kapitel zu wiederholen." Wie ich die „Blätter" verstehe, orientiert die Zeitschrift sich an dieser nicht-aphoristischen Variante des Gedankens.
Ich teile diese Auffassung, und ich möchte diese Gelegenheit zum Anlaß nehmen, bestimmte Facetten des Lernens aus der Geschichte und der Demokratie in der Bundesrepublik zu erörtern. Auf diese Art läßt sich zeigen, daß der Erfolg des einen mit dem des anderen zusammenhängt.
Wie lernt man aus der Geschichte? Wie lernt eine Nation aus der Geschichte? Was immer ansonsten notwendig sein mag - es muß eine zuverlässig dokumentierte und zutreffend interpretierte Geschichte geben. Vor allem bezogen auf die Nationalgeschichte setzt das voraus, daß Geschichtsschreibung bestimmten Versuchungen widersteht, besser noch: ihnen entgegenwirkt.