Drei Fragen nach dem Verhältnis von gesellschaftlicher Einsicht und politischer Handlungsfähigkeit
I Was hindert den Menschen, sich schwierigen Einsichten rechtzeitig zu stellen und entsprechend zu handeln?
Die Frage hat es in sich; sie geht anthropologisch aufs Ganze. Der Mensch, sehr viel weniger instinktgeleitet als auch hochentwickelte Säugetiere, verfügt in gewissem Umfang über die Fähigkeit, Veränderungen seiner Umstände erkennend vorwegzunehmen und daraus Handlungsnotwendigkeiten abzuleiten, mit einem Wort: sich prognostisch-aktiv zu verhalten.
Aber wenn es um mehr geht als darum, im Frühjahr Kartoffeln in der Erde zu vergraben, um im Herbst an derselben Stelle mehr Kartoffeln herauszuholen (und zur Erlernung und Handhabung solcher Verhältnisse hat es Jahrtausende gebraucht, ganz abgesehen davon, daß diese nährende Pflanze vielerorts nur durch eine obrigkeitliche Maßnahme durchgesetzt werden konnte), - wenn es um mehr als die Anwendung bereits eingeübter Kausalverhältnisse geht, stößt schon der einzelne, erst recht die Gruppe oder gar das staatliche Ganze auf Erkenntnis-, Entscheidungs- und Vollzugsprobleme, die diese Fähigkeit stark herabmindern. Zur Bestimmung richtigen Voraushandelns hat der einzelne wie die Gruppe auch bei rationalem Herangehen dann nur zwischen verschiedenen Graden von Wahrscheinlichkeit zu wählen, die sich, bei gestreuter Entscheidungsfindung, vorzüglich zum Streit- und Profilierungsobjekt eignen.