Ausgabe August 1999

Osttimor vor dem Referendum

Als die indonesische Regierung auf Initiative von Staatspräsident Bacharuddin Jusuf Habibie am 27. Januar nach einer Kabinettssitzung die Abkehr von ihrer bisherigen Osttimor-Politik bekanntgab und ein Referendum über den zukünftigen Status der im Dezember 1975 besetzten Inselhälfte anbot, schien ein lang ersehnter Traum der großen Bevölkerungsmehrheit in der ehemaligen portugiesischen Kolonie unverhofft in greifbare Nähe zu rücken. Bis dahin hatten sich die Machthaber in Jakarta beharrlich geweigert, dem Druck der UNO, internationaler Menschenrechtsorganisationen und der lokalen Unabhängigkeitsbewegung nachzugeben und die Annexion überhaupt in Frage zu stellen. Ein Parlamentsbeschluß vom Juli 1976 hatte Timor Timur (Osttimor) zur 27. Provinz Indonesiens erklärt, was allerdings völkerrechtlich nie anerkannt wurde. Seit diesem Tag aber ist vieles in Bewegung geraten, so daß der Konflikt, der in den letzten 24 Jahren mehr als 200 000 Tote unter der Zivilbevölkerung zur Folge hatte, nun lösbar scheint.

Nach der offiziellen Ankündigung der indonesischen Regierung gab es auch international kein Zurück mehr. Und so kam es unter Ägide der UNO, trotz erheblicher Widerstände seitens des Militärs, aber auch aus Administration und Establishment, am 5.

August 1999

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Euphorie und Ernüchterung: Bangladesch nach dem Aufstand

von Natalie Mayroth, Dil Afrose Jahan

Im September fanden an der Universität Dhaka, einer der wichtigsten Hochschulen Bangladeschs, Wahlen zur Studentenvereinigung statt. Manche sehen sie als Testlauf für die nationalen Wahlen. Daher ist es ein Warnsignal, dass dort ausgerechnet der Studentenflügel der islamistischen Jamaat-e-Islami gewann.

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.