"Ethnische Säuberung" - geprägt wurde dieser Begriff ironischerweise erstmals 1983 von einem serbischen Parlamentarier, der das Verhalten der damals dominierenden Albaner gegenüber der serbischen Minderheit im Kosovo beklagte. Die Praxis allerdings hatte es bereits seit Jahrzehnten gegeben, von beiden Seiten, und die Geschichte legt die Vermutung nahe, daß kein Krieg, kein Vertrag und kein Embargo sie dauerhaft beenden kann. Der Krieg dieses Frühjahrs brachte einen neuen Höhepunkt. 850 000 Kosovo-Albaner wurden aus der Provinz vertrieben, und die etwa 100 000 verbliebenen Serben fragen sich heute, ob sie nach der Rückführung der albanischen Mehrheit durch die NATO in ihrer Heimat bleiben können. Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht! Das Kosovo war nicht immer serbisch... und nicht immer albanisch. Vor dem Aufstieg des ersten serbischen Staatswesens im 13. Jahrhundert gehörte das Gebiet zu Byzanz, davor kurz zu Bulgarien und noch früher war es dardanisch, so der Name des damals dort lebenden Stammes (möglicherweise verwandt mit Dakiern und Moesiern, der Urbevölkerung des heutigen Rumäniens und Bulgariens). Belassen wir es bei dem Hinweis, daß die ersten Slawen im 7. Jahrhundert in der Region siedelten, während Albaner erstmals im 11. und 12. Jahrhundert unter diesem Namen im Kosovo und in seiner Nachbarschaft in Erscheinung treten.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.