"Eine gemeinsame Lösung" der deutschen Wirtschaft, "die solche Klagen jetzt und in der Zukunft ausschließen soll," forderte kürzlich Degussa-Chef Bufe angesichts der Sammelklagen gegen deutsche Unternehmen in den USA. Er ließ damit keinen Zweifel daran, was die Konzerne beim Versuch, eine Regelung für die Entschädigung von Zwangsarbeit zu finden, antreibt. Im Unterschied zur Regierung Kohl, die die Situation unterschätzte und wegen ihrer starren Ablehnung - "die Kasse bleibt geschlossen" - politisch handlungsunfähig wurde, reagierte die neue Bundesregierung flexibel. Den Weg hierfür eröffneten Anträge der Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen aus den Oppositionsjahren, in denen Entschädigung für Zwangsarbeit gefordert wurde.
Doch die aktuelle Politik ist nicht einfach die Umsetzung dieser Beschlußlage. Vielmehr geben ihr Forderungen die Richtung, die von führenden Konzernchefs wie dem DaimlerChrysler-Vorstand Manfred Gentz unter dem Eindruck des Schweizer Beispiels formuliert wurde: "Die Bundesregierung sollte den Druck ernst nehmen, dem sich deutsche Firmen durch die Sammelklagen ausgesetzt sehen." Entsprechend agiert die Regierung. Einerseits versucht sie die Konzerne dazu zu bewegen, ein verhandlungsfähiges Angebot zu formulieren.