Erinnern wir uns: Der Durchbruch schien geschafft. Zwölf deutsche Unternehmen erklärten sich im Februar dieses Jahres bereit, eine Stiftung zur Entschädigung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern einzurichten. Zwar hatten erst Sammelklagen in den USA und der Hinweis, die Deutsche Bank werde bei ihrer Fusion mit einer US-amerikanischen Anlagegesellschaft ohne Zahlungen an die NS-Opfer Schwierigkeiten auf dem US-Markt haben, zu dieser Abkehr von mehr als 50 Jahre währender Entschädigungsverweigerung geführt. Doch dies störte kaum jemanden. Symbolträchtig wurde auch ein Datum für den Beginn der Stiftungsarbeit genannt: Der 1. September sollte es sein. Das Szenario für ein neues Kapitel deutscher "Erinnerungskultur" war also umrissen. Doch dann folgte Altbekanntes. Schon die im Stiftungskommuniqué *) formulierten Ziele wiesen die Richtung. Eine "Antwort auf die moralische Verantwortung deutscher Unternehmen aus den Bereichen der Zwangsarbeiter-Beschäftigung, der Arisierung und anderen Unrechts aus der Zeit der NSHerrschaft" wolle man geben, deshalb "humanitäre und zukunftsweisende Projekte" fördern und damit eine Grundlage schaffen, "um Klagen, insbesondere Sammelklagen in den USA, zu begegnen und Kampagnen gegen den Ruf unseres Landes und seiner Wirtschaft den Boden zu entziehen".
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.