Trotz der anschwellenden Nachrichtenflut über den amerikanischen Wahlkampf ist es lange hin zu den Präsidentschaftswahlen. Bis zum großen Tag im November 2000 kann und wird noch viel passieren. Der Aktienboom könnte crashen. Clinton könnte mit noch einer Praktikantin erwischt werden. Bush junior könnte auf den whiskygetränkten Bananenschalen seiner angeblich wildbewegten Vergangenheit ausrutschen. Die in den Hintergrund gedrängten rechten Christen könnten sich von der Republikanischen Partei lossagen, ein paar Millionen Wähler mitnehmen und so den Demokraten die Steigbügel halten. Die zerstrittene Reformpartei (1992 19 Millionen Stimmen) könnte den launenhaften Parteigründer Ross Perot aufs Abstellgleis schieben, einen glaubwürdigen Kandidaten aufstellen und die Kalkulationen der Demokraten und Republikaner durcheinanderbringen. Und so weiter.
Die Umfrageresultate vom Sommer 1999 (Bush ziemlich weit vorne) sind im Herbst 2000 so interessant wie die Zeitung vom letzten Jahr. Die Wahlstrategien der Hauptkandidaten - der texanische Gouverneur George W. Bush, Vizepräsident Al Gore und der frühere demokratische Senator Bill Bradley - sind transparent. Das Trio wildert. Die Demokraten bei den Republikanern, Bush bei den Demokraten. Die Politiker trekken nicht in die Wüste, wo die 50% der Amerikaner wohnen, die 1996 nicht wählen gingen.