Im Februar vollzog sich in Ost-Timor eine Wachablösung. Die internationale Schutztruppe INTERFET, die im Auftrag der UNO Frieden und Sicherheit in Ost-Timor wiederherstellen sollte, hat das militärische Kommando an die Weltorganisation übergeben. Künftig sollen im Rahmen der Übergangsverwaltung der UNO rund 11 000 Blauhelme eine sichere Umgebung für den Wiederaufbau gewährleisten. Die Bundeswehr hat ihre Sanitätstruppe am 23. Februar in die Heimat zurückbeordert. Am 29. Februar landete das Hauptkontingent auf dem Flughafen Köln-Wahn. Warum war die Bundeswehr überhaupt am anderen Ende der Welt engagiert? Wie fügt sich das deutsche Engagement in Ost-Timor in die UNO-Politik der rot-grünen Bundesregierung, deren erklärtes Ziel es ja laut Koalitionsvertrag ist, die Weltorganisation zu stärken? Blenden wir zurück zum Sommer letzten Jahres. Nachdem sich die Bevölkerung nach einem Vierteljahrhundert indonesischer Unterdrückung in einer von der UNO organisierten Volksbefragung am 30. August 1999 mit überwältigender Mehrheit für die Unabhängigkeit der ehemaligen portugiesischen Kolonie entschieden hatte, schlug der indonesische Staatsterrorismus zurück. Von der Armee gesteuerte paramilitärische Banden überzogen das kleine Land mit einer Welle des Terrors.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.