Ausgabe Februar 2000

Die Krise hinter der Krise.

Zur Lage der Parteien in der Bundesrepublik

Kein Tag ohne neue Enthüllungen. Ein Spendenskandal jagt den anderen. Die einschlägigen TV-Politikmagazine leiten über mit den Worten: Wir wechseln die Affäre. Was als Fall Kohl begann, sich zum Fall Schäuble auswuchs, ist der Fall CDU geworden. Und wo die Krise der einstigen "Rechtsstaatspartei" in Rede steht, kann das Wort von der Staatskrise nicht fern sein. Jenseits der tagesaktuellen Turbulenzen nimmt Franz Walter die Krise des Parteienstaats und ihre langfristigen Ursachen ins Visier. Seinem Text liegt ein Vortrag zugrunde, den er Ende November auf Einladung von Prof. Joseph Rovan im Senat zu Paris hielt - zu diesem Zeitpunkt schien die christdemokratische Welt noch fast heil, die "Aufklärung" der eigenen Finanzpraktiken hatte erst begonnen. - D. Red.

Vor einigen Jahren war viel und aufgeregt von der Krise der Volksparteien die Rede, zahlreiche Bücher und Artikel, Talkshows und Fernsehrunden zeugen davon. Noch beliebter wurde die Metapher von der "Parteienverdrossenheit", die die düstere Stimmung im neu vereinten Deutschland zu Beginn der 90er Jahre widerspiegelte. Es gibt in Deutschland schließlich das Trauma vom Untergang der Weimarer Republik, was regelmäßig den Alarmismus in der politischen Debatte befördert.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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