Ausgabe Februar 2000

Weißt du noch - damals Kamerad?

100 Jahre Deutscher Fußballbund

Da trägt die intellektuelle Linke grosso modo in ihrem Herzen stets das Abziehbild vom e i g e n t l i c h proletarischen Fußball. Das paßt halt so schön ins Weltbild. Der mittels sozialer Verortung in der Arbeiterschaft per se als w i d e rs p e n s t i g ausgewiesene Sport sei dann irgendwann der bürgerlichen Z ä h m u n g anheimgefallen. So hätte man es gern, und doch bleiben Restbestände von Unsicherheit. 1) Inzwischen kann die Romantik-Fraktion im Vorfeld des 100. DFB-Geburtstages unverhofften Zulauf vermelden. Der Präsident des Deutschen Fußballbundes gab, angeblich nach Sichtung von "vielen zeitgeschichtlichen Dokumenten ", bekannt, die Anfänge des deutschen Fußballs gingen auf " ein paar Außenseiter der unteren Klasse" zurück. 2) Und was der beste aller guten Menschen von Aachen verkündet, gilt dem Zentralorgan der Verbandsfangemeinde normalerweise als Botschaft ex cathedra. Folglich bejubelte anschließend der "Kicker"-Chefredakteur den beispiellosen Aufstieg des Fußballs "vom verfemten Proletarier-Sport zur VorzeigeAdresse". 3) Doch auch der prominente Beistand schafft es nicht, aus den schwärmerischen Anwandlungen vom Arbeitersport historische Tatbestände zu machen.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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