Die vergangenen 13 Jahre haben uns zu Zeugen massiver Symbiosen auf den Balkan gemacht, schlimmer Variationen auf "Eine Hand wäscht die andere" oder "Du brauchst mich für deine Dreckarbeit und ich dich für meine, arbeiten wir also zusammen" - eine Art wechselseitig vorteilhafter Übereinkünfte, Böses zu tun. Diese Symbiosen begannen großenteils mit Slobodan Milosevic, und so endeten sie auch mit seinem Sturz, den der Aufstand der Opposition zugunsten des neugewählten Präsidenten Vojislav Kostunica in diesem Herbst 2000 bewirkte. Erinnern wir uns der späten 80er Jahre, als Milosevic seine Version eines Serbiens betrieb, das als der Motor eines neuerlich zentralisierten Jugoslawiens fungieren sollte. Dies löste von Anfang an Widerstand aus, nicht nur bei den Kosovo-Albanern, sondern auch bei Kroaten und Slowenen. Alle drei Nationalitäten ließen sich von Milosevics nationalistischem Programm anstecken und gingen ihrerseits auf Unabhängigkeitskurs: in Richtung auf eine Republik Kosovo, eine kroatische und eine slowenische Republik. Ohne Milosevic hätten ihre Ambitionen nicht gedeihen können.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.