Unter den Augen der Weltöffentlichkeit bereite Washington einen neuen Feldzug gegen den Irak vor - und im deutschen Wahlkampf komme das Thema nicht vor! Obwohl die Bundesrepublik zu den engsten Verbündeten der Vereinigten Staaten zählt und obwohl sie, wie im Golfkrieg von 1991, auch diesmal als Drehkreuz der amerikanischen Mittelostoperationen zu dienen hätte. Etwa so hörte man es vor dem 5. August 2002. Dann eröffnete Gerhard Schröder in Hannover die "heiße Phase" des Wahlkampfs. Die überraschte Öffentlichkeit erfuhr, die SPD-Führung habe beschlossen, eine deutsche Beteiligung an Kriegshandlungen gegen Bagdad abzulehnen. Weil die NATO unmittelbar nach der Bundestagswahl am 23. September (beim Treffen der Verteidigungsminister in Warschau) über das weitere Vorgehen im Nahen Osten berate, hätten die Wähler einen Anspruch darauf zu wissen, welche Position die Sozialdemokraten einnähmen. Seine Regierung habe ihre Bereitschaft zur Solidarität mit Amerika nach dem 11. September unter Beweis gestellt. "Aber dieses Land wird unter meiner Führung Abenteuern nicht zur Verfügung stehen." Zwar solle der Druck auf Bagdad aufrechterhalten werden, die UN-Inspektoren wieder ins Land zu lassen. "Aber Spielen mit Krieg und militärischem Vorgehen - da kann ich nur vor warnen. Das ist mit uns nicht zu machen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.