Der 74jährige Hosni Mubarak scheint bei guter Gesundheit zu sein und ist sicherlich auf dem Gipfel seiner Autorität. Das belegt das letzte Referendum für die Präsidentschaft von 1999 bis 2005, das unter dem Slogan „Treue für das ganze Leben“ (al-bay'a madal hayat)1 durchgeführt wurde. Aber seit seiner Transformation vom Königreich zur Republik hat Ägypten kein derartiges Rätselraten um die Nachfolge des Präsidenten erlebt wie heute. Die entscheidende Rolle in der Nachfolgefrage spielte seit 1952 der Vizepräsident, da er automatisch der nächste Präsident wurde: 1970 folgte Sadat auf Nasser und 1981 Mubarak auf Sadat. Dies garantierte in beiden Fällen einen geordneten Machtübergang und übertrug dem neuen Präsidenten einen Teil der etablierten Legitimität. Hosni Mubarak aber hat in den 21 Jahren seiner Regierungszeit keinen Stellvertreter ernannt, obwohl dieser – wie unter seinen Vorgängern mehrmals geschehen – ausgewechselt werden kann.
Dies muss umso mehr überraschen, wenn man sich die extremen Instabilitäten in seiner Regierungszeit (Aufkommen gewalttätiger islamistischer Gruppierungen, Attentat von Addis Abeba 1995, Eskalation regionaler Konflikte) vor Augen führt.