Ausgabe März 2003

Die Rückkehr der Caudillos

Populismus und Neopopulismus in Lateinamerika

Lateinamerika befindet sich in einem tief greifenden politischen Umbruch. Die Ereignisse in den drei größten, bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Ländern belegen diese These: Wahlniederlage der dienstältesten Staatspartei der Welt, der Partei der Institutionellen Revolution (PRI) in Mexiko im Juli 2000; Sturz des gewählten Präsidenten de la Rua in Argentinien Weihnachten 2001 und Wahl des früheren radikalen Gewerkschaftsführers und Kandidaten der brasilianischen Arbeiterpartei (PT) Luiz Inácio Lula da Silva als Staatspräsident im November 2002. In Ecuador trat im Januar 2003 mit Lucio Gutiérrez – nach Hugo Chávez in Venezuela 1998 – ein weiterer Linkspopulist die Präsidentschaft an. In Peru ringen verschiedene populistische Tendenzen um die Macht; in Bolivien erzielte der Vertreter der Indígena- Bewegung, Evo Morales, einen unerwarteten Achtungserfolg.

In den in vielerlei Hinsicht völlig verschiedenen Fällen drückt sich ein mehr oder minder klar artikulierter Mehrheitswille für einen Neuanfang aus. Dabei spielte die Unzufriedenheit mit den etablierten politischen Systemen eine erhebliche Rolle. Zudem zielen die sozial- und wirtschaftspolitischen Forderungen der neuen Regierungen auf eine deutliche Kurskorrektur der neoliberalen Orientierung ab.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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