Ausgabe März 2003

Die Rückkehr der Caudillos

Populismus und Neopopulismus in Lateinamerika

Lateinamerika befindet sich in einem tief greifenden politischen Umbruch. Die Ereignisse in den drei größten, bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Ländern belegen diese These: Wahlniederlage der dienstältesten Staatspartei der Welt, der Partei der Institutionellen Revolution (PRI) in Mexiko im Juli 2000; Sturz des gewählten Präsidenten de la Rua in Argentinien Weihnachten 2001 und Wahl des früheren radikalen Gewerkschaftsführers und Kandidaten der brasilianischen Arbeiterpartei (PT) Luiz Inácio Lula da Silva als Staatspräsident im November 2002. In Ecuador trat im Januar 2003 mit Lucio Gutiérrez – nach Hugo Chávez in Venezuela 1998 – ein weiterer Linkspopulist die Präsidentschaft an. In Peru ringen verschiedene populistische Tendenzen um die Macht; in Bolivien erzielte der Vertreter der Indígena- Bewegung, Evo Morales, einen unerwarteten Achtungserfolg.

In den in vielerlei Hinsicht völlig verschiedenen Fällen drückt sich ein mehr oder minder klar artikulierter Mehrheitswille für einen Neuanfang aus. Dabei spielte die Unzufriedenheit mit den etablierten politischen Systemen eine erhebliche Rolle. Zudem zielen die sozial- und wirtschaftspolitischen Forderungen der neuen Regierungen auf eine deutliche Kurskorrektur der neoliberalen Orientierung ab.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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