Ausgabe Juli 2005

Barbarei aus Gefälligkeit?

(Streitgespräch)

Arning: Die geschichtspolitischen Debatten im Jahr der 60. Wiederkehr des Endes des Nationalsozialismus werden maßgeblich durch das neue Buch von Götz Aly, "Hitlers Volksstaat – Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus" geprägt.

Arning: Die geschichtspolitischen Debatten im Jahr der 60. Wiederkehr des Endes des Nationalsozialismus werden maßgeblich durch das neue Buch von Götz Aly, "Hitlers Volksstaat – Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus" geprägt. Aly argumentiert, dass die Nationalsozialisten mit sozialpolitischen Wohltaten für den ganz normalen Bürger, mit der guten Versorgung der Soldaten während des Krieges und mit Steuergeschenken eine "Gefälligkeitsdikatur" geschaffen haben. Dieser nationale Sozialismus, so die These Alys in aller Kürze, basierte auf einem umfassenden Raub- und Rassenkrieg. "Wer von den Vorteilen für die Millionen einfacher Deutscher nicht reden will", variiert Aly am Ende seines Buches einen berühmten Satz Max Horkheimers, "der sollte vom Nationalsozialismus und vom Holocaust schweigen". Herr Aly, Ihr Buch stößt seit seinem Erscheinen auf heftigen Widerspruch.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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