Ausgabe Juni 2005

Iranische Agonie

Seit Gründung der Islamischen Republik hat es keine Wahl gegeben, die den desolaten Zustand des islamischen Gottesstaates derart sichtbar und spürbar machte wie die bevorstehende Präsidentschaftswahl am 17. Juni. Das Land steckt sowohl außen- als auch innenpolitisch in einer tiefen Krise. Doch immer noch ist der überwiegende Teil des Volkes von den politischen Entscheidungen ausgeschlossen, und die Mauern, die schon in den ersten Jahren nach der Revolution zwischen treuen Anhängern der herrschenden Geistlichkeit und dem Rest der Bevölkerung errichtet wurden, existieren nach wie vor.

Dabei besteht selbst im islamischen Lager längst keine Einigkeit mehr. Bis vor kurzem gab es hier noch zwei klare Blöcke, den Block der Reformer und den der Konservativen, die sich gegenseitig Steine in den Weg legten und damit jede wirkliche Veränderung verhinderten. Im Zuge des Wahlkampfs hat es jedoch in beiden Lagern zusätzliche Brüche und Spaltungen gegeben. Dabei dulden die gewaltigen Probleme des Landes schon lange kein Zögern mehr, sondern verlangen nach raschen Lösungen.

Außenpolitisch sind die Verhandlungen um das iranische Atomprogramm und um ein umfassendes Wirtschaftsund Handelsabkommen zwischen Iran und der EU in die Sackgasse geraten.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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