Nicht nur das Beispiel Iran signalisiert: Die "zivile Nutzung" der Atomkraft ist wieder auf dem Vormarsch. Spätestens mit der Aussage der Unionskandidatin Angela Merkel, den Atomausstieg mindestens verzögern und beim Export von AKW-Technik wieder eine größere Rolle spielen zu wollen, ist diese Botschaft auch im Bundestagswahlkampf angekommen. Tatsächlich aber vollzieht sich der Bau neuer Reaktoren ganz überwiegend in Ostasien – als Staatsdoktrin in so unterschiedlich verfassten Ländern wie Indien, Südkorea, Nordkorea, Japan und China – und mutet an wie der Rückfall in die 50er Jahre.
Damals glaubte eine jüngere Generation von Wissenschaftlern nahezu geschlossen an eine auf Dauer von allen materiellen Nöten befreite Zukunft, wenn es nur gelänge, die Atombombengefahr zu bannen und stattdessen die "friedliche Nutzung der Atomenergie" zu sichern.1 Das Versprechen der Atomenergie war die grenzenlose Entfaltung der Produktivkräfte, die für alle Menschen Wohlstand bringen und den Weg vom Reich der Notwendigkeit in das der Freiheit radikal abkürzen würde. In diesem Sinne schrieb Ernst Bloch: "Einige Pfund Uran und Thorium reichen aus, die Sahara und die Wüste Gobi verschwinden zu lassen, Sibirien, Nordkanada, Grönland und die Antarktis zur Riviera zu verwandeln.