Ausgabe September 2005

Unaufhaltsame Weiterverbreitung

Den Hintergrund der Kontroverse über das iranische Atomprogramm bildet ein amerikanischer Standpunkt zur nuklearen Nichtweiterverbreitung, der auf lange Sicht nicht zu halten ist. International sieht man das in politischen Kreisen weithin so. Es wäre vielleicht an der Zeit, dass die entsprechenden Kreise in Washington sich auf diese Realität einstellen.

Amerikas Entschlossenheit, die Weiterverbreitung von Atomwaffen zu verhindern, zeitigt vertrackte Ergebnisse. In einer Periode wachsender Instabilität im Mittleren Osten und während die USA zwei Kriege in islamischen Ländern führen, erhöht sie die Attraktivität von Atomwaffen für solche Regierungen, die keine besitzen, weil sie als politische Trumpfkarte und wirksame Abschreckung gegen Angriffe von außen erscheinen.

Die Weiterverbreitung von Atomwaffen steigert nicht zwangsläufig die Bereitschaft zur Aggression. Nehmen wir die alarmistischen Szenarien, wie sie von amtlichen Vertretern der USA und Israels routinemäßig ausgemalt werden. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Ein Atomangriff des Iran auf Israel kann unter keinen Umständen anders enden als mit einer Katastrophe für den Angreifer. Das Gleiche gilt für jeden Angriff Nordkoreas auf einen amerikanischen Stützpunkt in Ostasien, von Indien auf Pakistan oder Pakistan auf Indien.

Sie haben etwa 18% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 82% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema