Ausgabe April 2006

Zurück zur religiösen Fairness

Die in der dänischen Tageszeitung Jyllands-Posten veröffentlichten Mohammed- Karikaturen haben in der islamischen Welt heftige, teils gewaltsame Proteste hervorgerufen. Doch nicht erst seit diesen Geschehnissen mehren sich die Stimmen derjenigen, die ein Ende des Dialogs zwischen Mitgliedern des christlich-abendländischen Kulturkreises und Anhängern der islamischen Religion fordern.1 Längst wird die Weigerung, den herbei geschriebenen „Kampf der Zivilisationen“ mit anderen als nur argumentativen Waffen zu führen, nicht mehr nur in konservativen Leitmedien als „multireligiöse Phantasterei“ naiver „Gutmenschen“ abgetan.2

Die angespannte Situation wird zusätzlich dadurch erschwert, dass sich dort, wo ein Dialog (noch) geführt wird, oft in der Tat nur altbekannte Argumentationsmuster wiederholen: Christliche oder religionskritische Islamgegner wissen eine Reihe von Koranversen zu benennen, in denen vom Krieg gegen Andersgläubige die Rede ist; Muslime widersprechen mit Zitaten, welche die Friedfertigkeit des Islam unterstreichen sollen (stellvertretend für alle Sure 5:32 „Wer einen Menschen tötet, tötet die ganze Menschheit“).

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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