Ausgabe Februar 2006

Polnisches Patriarchat

Nach ihrem Wahlsieg vom vergangenen Herbst bildete die nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) eine – von den Akteuren bereits wieder in Frage gestellte – Minderheitsregierung, die sich auf die rechtsextreme Liga polnischer Familien (LPR) und die populistische Bauernpartei Selbstverteidigung (Samoobrona) stützt.1 Bedeutet dieser Regierungs- auch einen Kurswechsel in der Innen- und Europapolitik Polens

Aktuell scheinen sich insbesondere die Befürchtungen, dass es zu massiven Rückschritten in der Frauen-, Minderheiten- und Gleichstellungspolitik kommen wird, zu bestätigen. Die aus den Wahlen vom September 2005 siegreich hervorgegangenen Parteien vertreten eine rückwärts gewandte Familienpolitik, in der die Frau ihren Platz zwischen Kindern, Küche und Kirche hat. Bereits vor der Wahl hatte sich der jetzige Staatspräsident, Lech Kaczynski, an die katholischen Pfarrer gewandt und ihnen die „Förderung der christlichen Grundsätze im gesellschaftlichen Leben“ sowie den „Schutz der Familie und des ungeborenen Lebens“ versprochen. 2 Und die LPR, die in der Vergangenheit durch ihre Kooperation mit der ultra-nationalistischen Allpolnischen Jugend – die an gewalttätigen Übergriffen gegen Homosexuelle und Feministinnen beteiligt war – in die Schlagzeilen geriet, wird immer wieder mit europa- und ausländerfeindlichen Demonstrationen in Verbindung gebracht.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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