Ausgabe Februar 2006

Polnisches Patriarchat

Nach ihrem Wahlsieg vom vergangenen Herbst bildete die nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) eine – von den Akteuren bereits wieder in Frage gestellte – Minderheitsregierung, die sich auf die rechtsextreme Liga polnischer Familien (LPR) und die populistische Bauernpartei Selbstverteidigung (Samoobrona) stützt.1 Bedeutet dieser Regierungs- auch einen Kurswechsel in der Innen- und Europapolitik Polens

Aktuell scheinen sich insbesondere die Befürchtungen, dass es zu massiven Rückschritten in der Frauen-, Minderheiten- und Gleichstellungspolitik kommen wird, zu bestätigen. Die aus den Wahlen vom September 2005 siegreich hervorgegangenen Parteien vertreten eine rückwärts gewandte Familienpolitik, in der die Frau ihren Platz zwischen Kindern, Küche und Kirche hat. Bereits vor der Wahl hatte sich der jetzige Staatspräsident, Lech Kaczynski, an die katholischen Pfarrer gewandt und ihnen die „Förderung der christlichen Grundsätze im gesellschaftlichen Leben“ sowie den „Schutz der Familie und des ungeborenen Lebens“ versprochen. 2 Und die LPR, die in der Vergangenheit durch ihre Kooperation mit der ultra-nationalistischen Allpolnischen Jugend – die an gewalttätigen Übergriffen gegen Homosexuelle und Feministinnen beteiligt war – in die Schlagzeilen geriet, wird immer wieder mit europa- und ausländerfeindlichen Demonstrationen in Verbindung gebracht.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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