Bereits wenige Tage nach dem Erfolg der Hamas bei den Wahlen zum palästinensischen Legislativrat im Januar machte unter Palästinensern ein neuer Witz die Runde: Die neue Regierung wende sich mit einer ersten vertrauensbildenden Maßnahme an die palästinensischen Christen. Jeder Christ, der zehn muslimischen Kindern den Umgang mit dem Internet erkläre, werde von der Zahlung der geplanten islamischen Sondersteuer für Nicht-Muslime befreit.
Der Witz ist nicht wirklich komisch, steht er doch für eine zunehmende Betonung konfessioneller Unterschiede innerhalb der palästinensischen Gesellschaft, die auf muslimischer wie auf christlicher Seite häufig genug mit chauvinistischem Denken einhergeht. Dennoch macht er eine wachsende Besorgnis in weiten Teilen der Bevölkerung deutlich, die in den bundesdeutschen Reaktionen auf die Wahlen konsequent ausgeblendet wird: nämlich die Angst vor den innergesellschaftlichen Auswirkungen des Wahlerfolges, der den vorläufigen Höhepunkt einer Islamisierung der palästinensischen Gesellschaft markiert.
Ähnlich wie die Erfolge der Muslimbrüder bei den ägyptischen Parlamentswahlen im Dezember 2005 und die absehbaren Gewinne der islamistischen Islamic Action Front bei den anstehenden Kommunal- und Parlamentswahlen in Jordanien steht der Wahlsieg der Hamas für eine parlamentarische Durchsetzung islamistischer Ideologie.