„Changeons pour vrai!“ – Lasst uns wirklich etwas ändern! Der Sturm des Wandels, den die Konservative Partei mit diesem Slogan in Kanada entfachen wollte, ist zwar ausgeblieben, dennoch ist ihr eine kleine politische Revolution gelungen. Nach 13 Jahren liberaler Vorherrschaft in Ottawa und einer zuletzt schwachen, politisch ideenlosen und in Korruptionsaffären verstrickten Regierung lenkt seit den vorgezogenen Wahlen vom 23. Januar eine konservative Minderheitsregierung mit Stephen Harper an der Spitze die Geschicke des Landes.
Gegen die Regierung des scheidenden Premier Paul Martin, der es nicht nur an einer parlamentarischen Mehrheit, sondern vor allem an Visionen und politischen Konzepten fehlte, hatten die Konservativen im Wahlkampf allerdings auch leichtes Spiel. (Daran konnten auch die hastig verteilten Milliardengeschenke nichts mehr ändern.)
Polterte der neo-konservative Herausforderer Harper zunächst noch kräftig los und startete seinen Wahlkampf mit einem Angriff auf die gleichgeschlechtliche Ehe, dem Willen zur Abwendung vom Kyoto-Protokoll, dem Vorhaben, sich am US-Projekt einer weltraumgestützten Raketenabwehr zu beteiligen und zahlreichen „law-andorder“ Versprechungen, schlug er in der zweiten Hälfte des Wahlkampfes ungleich versöhnlichere Töne an. Aus dem gefürchteten „Bush des Nordens“ wurde plötzlich der große „Integrator“.