Spätestens seit Mai dieses Jahres hat der sunnitische Terrorismus im Libanon einen Namen: Fatah al-Islam. Die Gefechte von mehreren hundert ihrer Kämpfer gegen Armeeeinheiten rund um das Palästinenserlager Nahr al- Barid machen deutlich, welche Gefahr dem Mittelmeeranrainer droht. Die ideologisch wie in ihrem Vorgehen dem lose organisierten Terrornetzwerk Al Qaida gleichende, mehrheitlich aus saudi-arabischen, syrischen, marokkanischen, jemenitischen und nur wenigen libanesischen und palästinensischen Militanten zusammengesetzte Gruppe nutzt die rechtsfreien Räume, die die Palästinenserlager ihren Bewohnern bieten, mit dem Ziel, den ganzen Libanon ins Chaos zu stürzen.
Betroffen von den Attacken aus den autonomen, Armee und Polizei verwehrten Zonen, die den im Libanon lebenden Palästinensern in ihren zwölf offiziellen Lagern im Abkommen von Kairo 1969 gewährt wurden, sind die traditionell schwachen staatlichen Institutionen, allen voran die Armee. Mehr als 60 Tote hatte die nach Ende des Bürgerkrieges 1990 mühsam wieder vereinte multikonfessionelle Truppe Anfang Juni zu beklagen, und Fatah-al- Islam-Führer haben angekündigt, ihren Kampf fortzusetzen. „Das politische System des Libanon und jeder, der sich an ihm beteiligt, sind gottlos“, soll ein festgenommener Kämpfer Angaben aus Sicherheitskreisen zufolge in Verhören erklärt haben.