Ausgabe Mai 2007

Wer waren die Nazis?

Günther Oettinger und die gefühlte Geschichte

Wenn Politiker sich über Geschichte äußern, betreiben sie unweigerlich Geschichtspolitik. Ob das fahrlässig geschieht, weil das Geschichtsgefühl eines Ministerpräsidenten es nicht zulässt, sich einen seiner Amtsvorgänger als Nazi vorzustellen, oder absichtsvoll, um die Grenzen des wieder Sagbaren abzuklopfen, sei dahingestellt – der Fall Oettinger zeigt jedenfalls einmal mehr, dass erinnerungskulturelle Landschaften nicht durch kognitives Geschichtswissen allein gestaltet sind, sondern ihre Konturen durch Emotionen und Wünsche an die Vergangenheit bekommt. Deshalb artikuliert sich hier immer auch das Bedürfnis nach einer guten Geschichte, und in einer solchen kommen schlechte Menschen natürlich nicht vor, schon gar nicht, wenn man zu ihnen in einem Verhältnis der Loyalität steht.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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